Donnerstag, 16. September 2010

Menschen kennenlernen

Ich stecke in der ungewohnten Situation, keine Freunde in erreichbarer Nähe zu haben. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich mit dieser Tatsache konfrontiert sah – in der «Perle an der Modau», wie mein guter Freund Mario das schöne Eberstadt nennt, musste man selten alleine sein, esseidenn man wollte es so.
So ist es nicht verwunderlich, dass ich nach der ersten Woche ohne festere soziale Kontakte in Lyon etwas frustriert und enttäuscht war. Ich sowie Sarah haben mir dann gesagt, dass das nach einer Woche ganz normal ist. Hinzuzufügen ist, dass ich auch auf niemanden zugegangen bin – ich sag mir dann immer selbst, dass das nicht meine Art sei, eigentlich bin ich nur ein wenig schüchtern.

Naja, es hat auch sein Gutes, mal mehr Zeit für sich zu haben. Ich lese endlich wieder mehr (zur Zeit ein schräges Buch, dass nach Ende des Zweiten Weltkrieges spielt und davon ausgeht, dass Deutschland als Sieger aus demselben hervorgegangen ist und das großdeutsche Reich sich über die halbe Welt erstreckt. Naja, letzendlich geht es doch dem Untergang entgegen und der völlig von brauner Propaganda verstrahlte Protagonist erwacht aus seinem Traum), außerdem habe ich mehr Zeit, intensiv (nicht nebenher) Musik zu hören, ein bisschen zu kritzeln oder mich vergebens im Lockpicking zu üben.

Wie dem auch sei, die Situation hat sich glücklicherweise ein wenig gewandelt. Erstens werde ich die nächsten beiden Wochenenden mit anderen Freiwilligen in Frankreich verbringen, zweitens hab ich nun endlich meinen deutschen Studentennachbarn kennengelernt und bei einem gemeinsamen Marsch zum nächsten Supermarkt ein nettes Gespräch geführt. Zusätzlich habe ich gestern die Bekanntschaft einer freundlichen Algerierin gemacht, die seit drei Tagen in einer Lyoner Versicherung arbeitet und sich ebenso wie ich gefreut hat, jemanden in Lyon kennenzulernen. Sie ist zwar 27 und hat sicherlich andere Ansichten und Interessen als ich – ich meine, sie arbeitet in einer Versicherung! Fehlt noch, dass ihr Chef Stromberg heißt. Gewisse Ähnlichkeiten zu Erika aus ebendieser Serie sind nicht zu leugnen – ist nicht böse gemeint, Fella. Trotzdem haben wir ein nettes Gespräch geführt und uns für irgendwann zum Mittagessen verabredet.

So, bevor ich noch persönlicher werde, höre ich leiber auf. Schönen Tag noch!

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