Sonntag, 8. Mai 2011

Kamerun Teil 1

Auch wenn mich die Tagesgeschehnisse nachdenklich machen und ich eigentlich nicht ganz in der fröhlichen Stimmung bin, derer es bedarf, um von meinem schönen Urlaub in Kamerun zu berichten, spüre ich doch, dass es höchste Zeit ist, den Blog nichtmehr länger schleifen zu lassen. Los also, raus aus den dunklen Gedanken rund um Menschenrechte und selbstständiges Aufheben selbiger und rein in die Erinnerung an ein spannendes und so ganz anderes Land als Frankreich und Deutschland.

Ende März habe ich mich auf den Weg nach Yaoundé, der kamerunischen Hauptstadt, gemacht, wo ich von Sarah und Elvis, unserem Taxifahrer für den Morgen, empfangen wurde. (Was Sarah dort macht, kann man übrigens auf ihrem Blog sarahgehtweltwaerts.jimdo.com verfolgen. Auf jeden Fall lesenswert!)
Nach über zwölf Stunden Flug saßen wir dann in Elvis´ Taxi, um eine halbstündige Fahrt im Sonnenaufgang Richtung Innenstadt zu machen. Das Taxi war für mich auf den ersten Blick in einem desaströsen Zustand: Risse in der Frontscheibe, ein Kofferraum, der sich nicht schließen ließ sowie Rückspiegel, die einen deutschen TÜV-Angestellten sicher in Weinkrämpfe ausbrechen hätten lassen, ließen mich doch an der Sicherheit unseres Taxifahrers zweifeln. Als dieser dann in der Innenstadt anfing, unter Hupen auf der Gegenspur zu überholen und generell keine Verkehrsregeln zu kennen schien, äußerte ich Sarah meine Zweifel. Sie blieb erstaunlich ruhig und sagte mir, das sei hier ganz normal. Beruhigt hat mich das im ersten Moment zwar nicht, im Nachhinein muss ich aber sagen, dass ich mich schnell daran gewöhnt habe.

ein typischer "Reisebus"
Wir sind noch am selben Tag aus der Hauptstadt heraus nach Kribi, eine Stadt am Meer gefahren. Reisen zwischen Städten bestreitet man in Kamerun mit großen Reisebussen. Man kauft sich an einem «Schalter», einem kleinen Verschlag hinter einem rostigen Gitter, lässt sein Gepäck auf das Dack packen, wo sich mitunter auch Lebende Schweine, Reissäcke oder Motorräder befinden, setzt sich in den Bus und wartet. Es gibt keine festen Abfahrtszeiten. Die Unternehmen warten, bis auch jeder noch so kleine Platz im Bus besetzt ist. Während dieser Wartezeit bekommt man wirklich alle zwei Minuten am Fenster etwas angeboten. Das Leben und auch das Einkaufen, spielt sich v.a. in den großen Städten größtenteils auf der Straße ab. Dort kann man so gut wie alles erstehen, was man zum Leben braucht. Handtücher, Handyguthaben, Zeitungen, Wundermittel gegen Krankheiten, die es nicht gibt, Fleischspieße, kräppelähnliches Gebäck, Kleidung aller Art, … diese Liste könnte ich ewig fortsetzten. Bedarf es nach etwas Bestimmten kann man auch problemlos jemanden schicken, der dann gegen einen kleinen Aufpreis damit zurückkommt. Doch zurück zum Thema: der Bus. Als die Vierrerreihen dann endlich mit jeweils fünf Menschen besetzt waren, ging die Fahrt los. In der Mittagshitze fuhren wir über die sehr leere Landstraße. In den Dörfern, die die Straße säumten, fuhr der Bus langsamer und am Fenster bot man uns Wasser in Plastiksäcken und Essen an. Ansonsten war die Fahrt recht ereignislos. Die Straße, gesäumt von Urwald, schien außer von unserem Reisebus nur von Holz- oder Biertransportern frequentiert zu werden. Ab und an sah man Fußgänger am Rand der Straße. Privatautos sind in Kamerun eine wirkliche Seltenheit.

Sonnenuntergang am Strand von Kribi
Angekommen in Kribi mussten wir uns erstmal unsere Taschen «erkämpfen», da emsige Taxifahrer sich diese direkt bei der Ankunft schnappen, um die Kunden für sich zu gewinnen. Gerade als Weißer hat man es dort nochmal ein wenig schwieriger, da die Taxifahrer eben noch ein wenig hartnäckiger sind, in Erwartung einer guten Bezahlung. Nach viel Handeln (muss man in Kamerun bei einer Taxifahrt fast immer machen), hatten wir einen Motorradfahrer gefunden, der uns zu unserem Hotel, das ein wenig vor der Stadt lag, fuhr. Entlang an einer wunderschönen Strandpromenade fuhren wir im warmen Sommerwind und nach dieser fünfzehnminütigen Fahrt, die uns umgerechnet keine fünfzig Cent kostete, fiel ich erstmal ins Bett, erschlagen von den Bildern und dem Klima.
Später ging es dann, wieder auf einem Taximofa, zurück in die Innenstadt, in eines der «Restaurants», um Fisch zu essen. Ein Restaurantbesuch läuft in Kamerun folgendermaßen ab: Bei der Frau, die auf einem provisorischen Grill (der oftmals aus einer Autofelge gebaut wurde) marinierten Fisch anbrät, sucht man sich einen Fisch aus, anschlie0end eine Beilage (gebratene Plantaines, Reis oder «Manjok» - dazu später) erhandelt einen Preis und setzt sich anschließend in eine Bar daneben. Die Bar besteht aus einer Art Theke (manchmal mit, manchmal ohne Kühlschrank) und vielen abgenutzten Stühlen und Tischen. Dort bestellt man sich dann ein Getränk – verschiedene Bier- oder Limonadesorten stehen zur Wahl. Ist das Essen fertig, bringt meistens das Kind der Zubereiterin (es sind fast immer Frauen) das Essen sowie eine Schale Wasser vorbei. In dem Wasser wäscht man sich die rechte Hand ab, da diese anschließend zum Essen benutzt wird. Die linke Hand zum Essen zu nutzen, ist nicht so gerne gesehen, da diese traditionell in den Toiletten einen anderen Zweck erfüllt. Fisch mit der Hand zu essen ist übrigens unheimlich praktisch und macht irgendwie sogar Freude.
Während des Essens hatten wir Blick auf die unheimlich lebhafte Straße, die von nichts als den spärlichen Lichtern der Bars und den zahlreichen Scheinwerfern von Autos und Mofas erleuchtet wurde. Zusammen mit der penetranten nigerianischen Musik ist so ein Abendessen wirklich beeindruckend und so ganz anders als ein «Restaurantbesuch» in Deutschland oder Frankreich.

Ein Strand in Kribi bei Tag
In den folgenden Einträgen zu Kamerun werde ich versuchen, mich kürzer zu fassen. Fotos gibt es aus diesem Reiseabschnitt leider kaum, da der Akku der Kamera leer und das Ladegerät sich an einem anderen Ort als wir befand. Nächstes Mal mehr!