Dienstag, 18. Januar 2011

Zwischenseminar in Cannes


Blick vom Balkon aus - 07:10 Uhr morgens
 Auf die letzte Woche habe ich mich – wie übrigens auch alle anderen Freiwilligen – schon lange im Vorhinein gefreut. Es ging nach Théoule-sur-mer, ein kleines Dorf neben Cannes, um dort das sogenannte Zwischenseminar zu halten. Das Wochenende davor gab es wieder Besuch von meinen netten Freiwilligenkollegen. Mangels Energie und Feierlaune haben wir die Zeit gemütlich bei mir, im Garten des Altenheims und auf dem schönen Platz vor dem hotel de ville von Tassin, direkt bei mir um die Ecke, verbracht.
Montagmorgen ging es dann in den TGV Richtung Cannes, der schon mit anderen Freiwilligen aus dem Elsass gefüllt war. Es war ein fröhliches Wiedersehen, das am Bahnhof von Cannes seinen Höhepunkt fand – dort war schon ein großer Haufen Freiwillliger und obwohl ich viele von ihnen höchstens vom Namen her kenne – es sind auch mehr als Sechzig in der Summe, war es schön, sie wiederzusehen. Direkt nachdem wir an unserer «Residenz» - dazu später mehr – angekommen waren, habe ich mich mit Freddy auf ans Meer gemacht. Wir fanden eine wunderschöne Bucht mit Steinstrand und Blick auf das in der Nacht leuchtende Cannes. Trotz der Schwärze und Ungeheuerlichkeit, die so ein Meer, von Felsen umgeben, nachts ausstrahlt, waren wir dann auch für wenige Momente im eiskalten Wasser, um es eben mal gemacht zu haben. So ist das manchmal, wenn man jung ist.

Unser ganzes Seminar hat sich in einer sehr interessanten Einrichtung abgespielt. Die «Villa Ste. Camille» ist ein Ort der Begegnung. Hier leben Menschen im Ruhestand, eben so wie Menschen in sozial schwieriger Lage, die einen Wiedereinstieg in die Gesellschaft nötig haben. Diese verrichten dann auch größtenteils die Arbeit – am Empfang, in der Kantine, etc. - und verdienen sich so etwas hinzu. Es war interessant, in einer so vielseitig gemischten Umgebung zu leben. Leider habe ich es versäumt, mich bei den Mahlzeiten oder danach in Gespräche mit den Leuten zu stürzen. Den freundlichen Umgang miteinander habe ich trotzdem gespürt und zu schätzen gewusst.
Das Programm des Seminars war vielseitig und größtenteils interessant. Ich werde mich hier auf diese Punkte beschränken. In kleinen Gruppen haben wir unseren Aufenthalt in Frankreich bis zu diesem Zeitpunkt resümiert und – wenn der Fall gegeben war – über Probleme geredet. Offene Fragen konnten von den Experten von VISA (unsere französische Organisation) geklärt werden, da diese besser als jeder andere über unsere Rechte und Pflichten im Klaren sind.

Sonnenaufgang Klappe die Zweite
Viel interessanter aber war die Arbeit, die wir mit zwei Schauspielern aus dem Theater durchgeführt haben. Bereits vom ersten Tag an wussten wir, dass wir den letzten Tag, Freitag, mit einem Theaterspektakel für die Residenten des Heims abschließen sollten. Jetzt könnte man sich vorstellen, dass wir die Woche mit den Vorbereitungen eines Theaterstücks verbracht haben, aber weit gefehlt. Mit den Vorbereitungen dafür haben wir in Kleingruppen Donnerstag 21:30 Uhr begonnen. Die anderen Tageseinheiten, die wir mit den beiden verbracht haben, haben wir kleine – ich würde sie selbstsicherheitsstärkende – Übungen gemacht, beispielsweise ist man blind und singend auf die beiden zugerannt, in dem Vertrauen, dass sie einen vor der Wand schon anhalten werden. Solcher Übungen gab es viele. Sie haben mir gefallen und ich würde auch sagen, dass sie nicht nur bei mir eine Veränderung bewirkt haben.
Die zehn Theaterstücke, die die Kleingruppen am Freitag aufführten, waren witzig, teilweise erstaunlich gut und dank verschiedener Genres, die wir zur Wahl hatten, sehr abwechslungsreich. Wir haben übrigens eine Comédie Musicale aufgeführt. Wenn es ein Video gibt, wird es hier im Blog erscheinen, denke ich.
Hampeln auf dem Gelände des Filmfestivals
Einen freien halben Tag hatten wir zwischen dem vielen Programm dann doch, um uns Cannes anzusehen. Es hätten auch zwei freie Stunden gereicht. So viel hat Cannes nicht zu bieten, es seidenn, man interessiert sich für langweilige Menschen in langweiliger teurer Kleidung, die sich durch langweilige Einkaufsstraßen mit langweiligen teuren Läden drücken. Ihr seht, mir hat es diese Gruppe Menschen wenig angetan. Das hat sich dadurch, dass ich noch nie so viele Pelze, die sich um Nacken schlängeln, gesehen habe, nur verstärkt. Nachdem wir also ein wenig durch die Innenstadt spaziert waren, verbrachten wir den größten Teil der Zeit dann am Strand (bzw. im Wasser!).

Und jetzt sitze ich wieder im wesentlich kühleren Lyon und vermisse das Meer und die Masse an Gleichgesinnten. Im Sommer, haben wir uns gesagt, kehren wir definitiv an die côte d'azur zurück. Von Lyon aus kann man in zweieinhalb bis drei Stunden dasein, habe ich mir sagen lassen. Im Sommer werden wir das definitiv öftes ausprobieren. Ich freue mich schon!