Sonntag, 24. Oktober 2010

Aufruhr in Frankreich


Diese Rentenreform sorgt für ganz schöne Furore, in Form von Streiks, Demonstrationen und leider auch den verfluchten "casseurs", die eben nur einen Vorwand suchen, um sich mit der Polizei oder wahlweise auch verschiedenen Autos oder Fensterscheiben zu prügeln. Verrücktes Pack. Zu den geeigneten Momenten (Place Bellecourt komplett abgeriegelt, weil sich da eine Art Straßenschlacht abspielt; Hubschrauber über der Innenstadt) hatte ich leider keine Kamera dabei - ich habe dann am Samstag auf dem Weg zum Bahnhof trotzdem versucht, auf einigen Bildern festzuhalten, wie es in Lyon derzeit aussieht. Im Moment hat es sich deutlich beruhigt, schade um die Fotos, schön für die Menschen.

Anmerkung: Ein Klickt vergrößert die Fotos!



Viele, viele Polizisten irren in Lyon herum




Mittwoch, 13. Oktober 2010

Mal wieder was Neues



Piiip piiip piip – laut und penetrant aber effektiv weckt mich mein Handy um 06:30 Uhr, obwohl ich gewöhnlich so spät wie nur möglich aufstehe und dann nach den wichtigsten hygienischen Maßnahmen rüber ins Altenheim hetze. Da ich aber lange keinen Eintrag mehr in meinem Blog vorgenommen habe, habe ich gestern abend beschlossen, den Wecker früher zu stellen und den Morgen gemütlicher, bei einer Tasse Kaffee, einer schöen CD und einem neuen Blogeintrag zu beginnen.

Viel hat sich getan seit den letzten Einträgen und ich werde das Wichtige bzw. Interessante hier zusammenfassen – die Reihenfolge könnte nicht der Realität entsprechen, aber das wird außer mir kaum jemand merken.

Letztes Wochenende war ich zum zweiten Mal in Beaucourt, das ist ein nettes Dörfchen in der Nähe von Belfort, an der schweizerischen Grenze. Dort habe ich das getan, was ich nch so viele Wochenenden tun werde – mich mit anderen Freiwilligen getroffen. Die zwei Tage haben wir dann sehr entspannt mit Kochen, Schwätzen und dem einen oder anderen Glas Cidre verbracht, was wirklich guttat. Untermalt wurde diese entspannte Stimmung von den Sonnentrahlen, die dem hügeligen Dörfchen eine stimmige Untermalung versetzt haben und so fuhr ich Sonntagnachmittag gestärkt richtung Süden.
In Lyon wäre ich dann fast n in eine fiese Fahrkartenkontrolleurs-Falle (Herr Genenz wäre stolz auf diese Alitteration – schreibt man das so?) getappt: In Frankreich muss man die Fahrkarten beim Einsteigen entwerten, aber als ich sah, dass der Busfahrer kurz aussteigt, sah ich eigentlich nicht die Notwendigkeit, dies zu tun – Sonntagsabends ist ja auch nicht mit einer Kontrolle zu rechnen. Glücklicherweise habe ich dann doch entwertet, weil außer mir scheinbar niemand diesen hinterlistigen Gedankengang hatte und jeder gewissenhaft sein Papoerkärtchen in die piependen Automaten steckte, und wurde dann auch prompt kontrolliert, direkt an meiner Aussteigehaltestelle. In meiner Erleichterung und dem gleichzeitigen Adrenalinschock, weil ich mich fast um Achtzig (!!!) statt 1,40 Euro erleichtert hätte, wollte ich den Kontrolleuren mein Billet vorzeigen, fand es aber auf biegen und brechen nicht. Ich durfte dann weitere 4 Haltestellen mit hochrotem Kopf und verzweifelt mein Ticket suchend im Bush verbringen, bevor ich dessen fündig wurde. Puh! Hat mir trotzdem den Abend versaut.

Vor zwei Wochen war meine liebe Mama hier zu Besuch, um sich mein Häuschen, meine Arbeitsstelle sowie Lyon anzusehen – gute Gelegenheit für mich, auch endlich mal meine neue Heimatstadt (Wobei sie natürlich nie ein Ersatz für Eberstadt werden kann, soviel ist klar!) näher zu betrachten.
Doch den Samstag verbrachten wir erstmal abseits von Sonne und Entspannung: In einem großen schwedischen Inneineinrichtungshaus. Der Anblick meiner Wohnung und die damit verbundene Tristesse hatten Mama nämlich einen tiefen Schock versetzt, sodass sie sich gezwungen sah – meine Proteste ignorierend – da nachzuhelfen und meiner Wochnung einen gemütlichen Flair zu verschaffen. Dank meines herzergreifenden Einsatzes konnt eich wenigstens das Schlimmste verhindern und wir kauften nicht zu teuer ein. Um mein schlechtes Gewissen vollends zu beruhigen, haben wir ausgemacht, dass ich, wenn wir endlich mal unser Gehalt haben, einen Teil zurückzahle.
Nach dem Aufbau einer Bettcouch und zweier Regale, dem Ausrollen eines Teppiches und dem Einräumen diverser Kleinigkeiten fing der Samstag auch schon zu dämmern an, sodass wir nichts weiter taten als gemütlich essen zu gehen (Kochen war angesichts eines tiefen Lochs in meinem Kühlschrank nicht möglich).
Sonntag traf ich mich zeitig mit Mama (sie hat in einem Hotel unweit von Tassin genächtigt), um uns Lyon näher anzusehen. Durch einen glücklichen Zufall war mein deutsch-polnischer Nachbar im selben Bus wie wir und konnte uns einen guten Weg beschreiben, auf dem wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besuchen konnten – so machten wir es dann auch und wenn ich Ahnung hätte, könnte man hier sicher spannende Beschreibungen, verbunden mit schönen Fotos loswerden – da ich aber weder Ahnung noch am Sonntag eine Speicherkarte in der Kamera hatte/habe, wollen wir es hierbei belassen. Es war schön und interessant sowie anstrengend.

Die Wochentage verlaufen relativ unspektakulär, die Arbeit wird zur Gewohnheit und den «Feierabend» (Ich hätte nie gedacht, dass ich dieses Wort mal ernsthaft benutze) verbringe ich oft bei meinem netten Nachbarn, bei einem Bier oder einem Abendessen oder auch mal nur, um sein Internet zu nutzen. Ich bin froh, dass er hier ist, ohne ihn würde ich mich doch deutlich einsamer fühlen.
Was neu ist, ist mein Fahrrad, das mir Mama mitgebracht hat und das mir auf dem Weg zur Entraide die überfüllten Metros und Busse sowie bares Geld erspart. Etwa dreißig Minuten (mitunter auch weniger) dauert die Fahrt, die nicht ohne Anstrengungen vonstatten geht, dafür bei Sonnenschein aber auch einen einzigartigen Blick auf Lyon gewährt. Außerdem hält es mich fit, denn einen Sportverein habe ich noch nicht gesucht und ob ich noch einen suchen werde, wird sich zeigen. Auf Leichtatlethik habe ich keine Lust mehr und um einen Mannschaftssport anzufangen, ist es meiner Meinung nach zu spät.

So, das reicht vorerst an Neuem. Ich hoffe, ich habe nicht zu lange warten lassen – der nächste Eintrag wird schneller kommen als dieser. Falls sich jemand für meine Optik interessiert, auch mal ein Bild von meiner Wenigkeit - alles wie immer. Das ist übrigens auch auf dem Weg zur Entraide, ich hatte versucht, den schönen Blick über Lyon auf Fotos festzuhalten, mangels ausreichender Kenntnisse des Fotos sowie einer Möglichkeit, hinter den Zaun zu kommen, habe ich es noch nicht ganz geschafft. Ich geb´ aber weiterhin mein Bestes!