Sonntag, 12. September 2010

Ich bin da, es geht mir gut!

So, nach ziemlich genau einer Woche in Lyon habe ich endlich die Mischung aus Zeit und Energie gefunden, um den ersten Bericht abzufassen. Gleich von vornherein... es gibt so viel zu erzählen, aber ich werde mich aufs Wesentliche beschränken, das wäre sonst zu viel.

Das Seminar in Strasbourg, das die Organisation VISA organisiert hat, war super. VISA empfängt Freiwillige aus allen Ländern und hat sie auf die Einsatzstellen verteilt. So kam es, dass man nicht nur mit Deutschen (die meisten kannte man auch schon von den Vorbereitungsseminaren in Deutschland), sondern auch mit Menschen aus einigen anderen Ländern (Ungarn, Türkei, Östereich) Zeit verbrachte. Wobei die Deutschen doch oft unter sich blieben. So oder so, es war eine geile Stimmung und nur widerwillig verließ ich am Montag dem 06. das schöne Strasbourg (Vorher konnte ich zum Glück nochmal Matéo, einen Freund der dort wohnt, besuchen),um mit dem Zug nach Lyon zu fahren.

Nach etwa 5 Stunden Fahrt, die sowohl ihre lustigen als auch ihre traurigen Momente hatte, war ich angekummen und wurde vom Mann meiner Chefin, Monsieur BROCHIER (die Nachnamen werden hier immer großgeschrieben) abgeholt. Ich wurde derselbigen noch vorgestellt, bevor man mir mein kleines Häuschen, in dem ich wohne, zeigte. Ich war auf den ersten Blick schockiert, weil es ziemlich leer und karg wirkte. Ganz vorne auf dem Karg-O-Meter hat das Bett seinen Platz angenommen – das könnte ohne Mist auch in einem Krankenhaus gestanden haben. Inzwischen habe ich mich aber ganz gut eingerichtet. Das Bettgestell ist in der Abstellkammer gelandet und ich halte meinen mehr oder weniger rückenschonenden Schlaf auf der Matratze auf dem Boden. Die Wände sind inzwischen auch nichtmehr so weiß, weil ich die Fotos, die ich mitgenommen habe, aufgehängt habe. Weitere folgen, sobald ich einen Fotodrucker in einem Laden gefunden habe. Naja, so wichtig ist die Wohnung nicht, aber bevor ich mit der Arbeit weitermache, eins noch. Es gibt eine kleine Küche und sogar eine Waschmaschine. Alles in allem kann ich mich wirklich nicht beschweren.

Zur Arbeit... 3 Tage der Woche arbeite ich in der Maison de retraite Dethel, einem Altenheim im eher gehobenen Standard. Morgens um 07:30 kümmere ich mich mit Samuel, einem etwa 28-Jährigen um das Frühstück. Das variiert je nach Person. Manche essen Zwieback, manche einen Brei aus Kaffee, Medizin und einem Verdickungspulver mit Zucker (mhhm). Manche schmieren ihre Zwiebacks selbst, anderen müssen wir da helfen. Die meisten, die diesen Brei (ich habe seinen Namen vergessen) essen, müssen auch gefüttert werden. Eine Aufgabe, die ich auch manchmal übernehme. Und wenn eine ansonsten unbewegliche Frau plötzlich ruft «Oh, comme c'est bon» (Oh, wie gut das ist), macht mir sogar diese eher langweilige Aufgabe Spaß.
Samuel und ich haben also einen Wagen, auf dem alle Utensilien für das Frühstück gelagert sind und bringen denen, die im Zimmer frühstücken, das Frühstück aufs Zimmer. Die, die noch in der Lage sind und wollen, frühstücken gemeinsam an Tischen in Aufenthaltsräumen auf ihrem Gang.

Nach dem Frühstück haben wir kurz Pause, bevor es weitergeht. Dienstags putze ich mit Samuel dann einmal durch die ganze Maison de Retraite (4 Stockwerke in der Summe!). Das hört sich allerdings schlimmer an als es ist, weil wir nur die Gänge putzen. Für die Zimmer ist eine Putzfirma zuständig, bei der auch eine Deutsche arbeitet, mit der ich gerne mal einen Schwatz halte.
Mittwochs steht nach dem Putzen der Choral an. Wer möchte, kommt in einen Saal im Erdgeschoss (oder wird abgeholt) und dann werden gemeinsam mit Mme RAQUIN, meiner Tutorin, Chansons gesungen. Das ist ganz nett, allerdings kannte ich nichts. Wird noch.
Freitags dann ist Gymnastique mit anschließendem Aperetif angesagt. Natürlich wieder freiwillig. Wir holen also alle Damen (Herren gibt es hier kaum) ab oder sagen ihnen bescheid. Eve, die Animatrice macht dann etwa 45 Minuten lang Bewegungsübungen vor (kann man alle im Sitzen machen), die die Anwesenden dann nachmachen. Manche können das noch ganz gut, andere sind bewegungsmäßig schon sehr eingeschränkt. Spaß haben die meisten so oder so daran.

Nach dem Mittagsessen und der Mittagspause von ca. 2 Stunden geht es dann mit der Animation weiter. Eve, die hauseigene Animatrice, bereitet immer ein Programm für die Woche vor, das mehr oder weniger viel variiert. Regelmäßig sind die Gedächtnisübungen einmal die Woche sowie der Pfarrer, der immer Freitags kommt und etwas mit den Menschen unternimmt – diesen Freitag hat er eine kleine Messe gehalten, es kann aber auch vorkommen, dass er Fotos von Wanderungen zeigt. Den Leuten gefällt es jedenfalls immer, es kommen verhältnismäßig viele zu seinen Veranstaltungen.

Im nächsten Eintrag berichte ich von der Arbeit in der Entraide Protestante (das ist in etwa eine Tafel) und meinem Wochenende. Jetzt habe ich aber erstmal genug. Ich muss derzeit, um ins Internet zu kommen, den nächstbesten Macdonalds (dort gibt es kostenloses W-Lan) aufsuchen. Bevor ich schlussmache, bleibt noch zu sagen, dass ich wirklich froh bin, hierzusein.

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